Wie andere Obsessionen auch, verändert Buchdruck bzw. Letterpress nicht nur die Wahrnehmung, sondern auch das Freizeitverhalten; selbst am schönsten niederländischen Nordseestrand flackert das Radar auf. Wo ist der nächstgelegene blinkende Punkt? Antwerpen, Belgien.
Also auf in die Stadt, in der bereits vor 1600 buchdrucktechnisch so einiges los war. Meine dringende Ausflugsempfehlung lautet: Museum Plantin Moretus, Vrijdagmarkt 22–23, Antwerpen. Hier durchschreitet man beeindruckend gut erhaltene, luxuriöse Räumlichkeiten, die den Erfolg des Druckers Christoffel Plantin und seiner Nachfolger dokumentieren. Herzstück des Museums, das bereits seit 1877 existiert, ist der Drucksaal samt Setzerei, wo Plantin zum ersten Mal in der Geschichte mittels sieben Druckpressen eine »industrielle« Buchproduktion auf die Beine gestellt hat.
Die meisten Besucher dürften besonders von den reichen Bibliotheken des Hauses beeindruckt sein; als Typografiemensch bleibt man spätestens an den letzten vorhandenen Original-Stahlstempeln von Claude Garamond (Paris) hängen. Der Qualitätsfanatiker Plantin wollte nicht von Gießereien abhängig sein und häufte die größte Sammlung an Stempeln und Matrizen an, die ein einzelner Typograf je besaß. Er beherbergte also nicht nur Satz und Druck, es wurden auch Stempel geschnitten, Matrizen angefertigt und Lettern gegossen. Im Vorraum der Setzerei finden sich etliche, noch verpackte Letterngarnituren.
Ebenso ist die im 17. Jahrhundert eingerichtete Buchhandlung noch top erhalten. Wer hier damals ein Buch erwarb, musste mit den losen Lagen ‘in albis’ unterm Arm noch separat einen Buchbinder aufsuchen, um den Vorzug eines Einbands genießen zu können.
Der grüne Innenhof des eindrucksvollen Patrizierhauses gebietet leider nicht über den Ausschank prozentreichen belgischen Bieres. Das gute Informationssystem samt ausgezeichnetem Print-Museumsführer und die besondere Atmosphäre bei Plantin Moretus liefern aber dennoch die angestrebte Zufriedenheit. Prädikat: inspirierend.
Oh la la! Toll.
Ist in Belgien nicht auch Le Typographe ? :)
Jau, der ist aber in Brüssel – den hab ich auf der Paperworld getroffen. Netter Laden!
If you are interested in letterpress printing & typography you might be interested in visiting the MIAT museum in Ghent (Belgium). It has quite big collection of printing presses, from Iron Hand presses to Linotype, Monotype, Fag, Offset press, and an impressive collection of various wood & movable type.