Quader statt Blätter

Darf es etwas mehr als 300 g/qm sein? Gern und oft mache ich darauf aufmerksam, dass sich die heutigen High-Tech-Druckverfahren sehr schwer tun, wenn man in puncto Papier etwas solides in der Hand haben möchte.

Willkommen in unserem Druck-Atelier: ab 400 Gramm fängt der wahre Spaß erst an. Prägedruck bzw. Letterpress macht’s möglich. Einer unserer Tiegeldruckpressen ist ein Vielfraß vor dem Herrn; konstruktionsbedingt verschmäht er selbst eine 2,5 Millimeter dicke Pappe nicht, was eine unverschämte Freiheit in der Materialwahl möglich macht.

Für Römerturm Feinstpapier durften wir den 715 g/qm schweren Grafik-Umschlagkarton „PURE COLOUR 715“ mit seinen 15 verschiedenen Färbungen in die Maschine nehmen – ein bemerkenswerter Karton mit echten Alleinstellungsmerkmalen.

Römerturm Pure Colour 715
Römerturm Pure Colour 715
Römerturm Pure Colour 715
Neben der unproblematischen Bedruckung an sich war natürlich das geprägte Erscheinungsbild ein weiteres Plus der Umsetzung per Letterpress.

Mit der gleichen Maschine bedrucken wir darüber hinaus sogar feste Buchdecken, die bereits mit Einbandgewebe bezogen sind. Gegenüber der hier sonst üblichen Heißfolienprägung lassen sich auch kleine Details in bestechender Qualität reproduzieren. Dazu demnächst mehr in diesem Blog.

Serviert mit Prägedruck

In welcher Liga spielt die Feier? Man erkennt es an wichtigen Einzelheiten – wie der Getränkekarte. Für eine Veranstaltungsreihe von Red Bull durften wir eine Kombination aus vierfarbigem Offsetdruck und Letterpress realisieren. Das Rezept gelingt, wenn man die Bogenanlage beider Drucktechniken aufeinander abstimmt. Durch die anschließende Verbindung des weißen Feinkartons mit einem gegenkaschierten roten Karton ergaben sich satte 530 g/qm. In der Letterjazz-Werkstatt steht ein speziell angefertigtes Werkzeug für unser Balkenrillgerät zur Verfügung, um derart dicke Schinken auch in Form zu bringen, damit schließlich eine Klappkarte mit schmalem Rücken daraus machbar wird. Bevor der gewünschte Drink geordert wird, darf also gefühlt und gestaunt werden.



Grell und fein sollen sie sein

Die Tagesleuchtfarbe Pantone 805 ist nicht gerade ein leise vorgetragenes Plädoyer für die Vermeidung von Aufmerksamkeit, dennoch gelingt den Hamburger Maklern von Do & Able damit ein sehr feiner Stil. Bei dem seltenen Spagat zwischen Understatement und visueller Lautstärke halfen einerseits das kühle weiß des Gmund-Papiers (Color System Nr. 50, 400 g/qm), sowie versale Klassizismus-Zeilen, welche ohne Farbe – man sagt auch blind – gedruckt wurden. Auf der Rückseite der Geschäftskarten beweist ein ebenso blind gedrucktes, geometrisches Muster einmal mehr die Eleganz von Letterpress-Geschäftspapieren.



Zunftzukunft

Warum nicht mal etwas kürzer treten – so etwa ab 2039? Schließlich hat sich inzwischen geklärt, wer den Staffelstab dann übernehmen könnte; den beruhigenden Schnauf- und Klack-Sound des Heidelberger Tiegels hat sie bereits pränatal kennengelernt. Die designierte Betriebsnachfolgerin wird sich jedoch noch etwas Zeit nehmen, bis sie sich selbst zu den Plänen äußert …

 

Lettern, Jazz und Farbschnitt

Typografski lautet die Firmierung des Designers Heinrich Lischka, der für seinen Kunden Dan B die hier gezeigten, beschwingt gestalteten Karten bei Letterjazz in Auftrag gab. Seine eigene Schrift NOGA macht dabei eine ebenso gute Figur wie der Farbschnitt, den wir passend zur PMS-Druckfarbe ausgeführt haben. Das Logo passt erstaunlich gut zum Thema der vorletzten Beitrags … quasi wie gemacht für Prägedruck/Letterpress!

Duplex für Dich!

Will man eine vollflächige Farbenpracht zu Papier bringen, so lehnt man sich bequem zurück und lässt die Druckerei rasch eine formatfüllende Fläche drucken. Jedoch: Warum das Übliche bestellen, wenn man stattdessen auch das Noble, das Feine, das Bessere haben kann? Einzig Unkenntnis und monetäre Zwänge lasse ich als Ausrede gelten. Denn den Vorzügen kann sich kaum jemand entziehen:

Mittels zweier Maschinen, Kaschierleim und diverser Hilfsmittel verbinden wir farbiges Feinstpapier (am liebsten ab 200g/qm aufwärts) zu zweifarbigen Leckerchen (Papierkenner sagen „Duplex“). So werden Visitenkarten, Einladungen, Mappen, etc. nicht nur durch die graphische Form, sondern auch durch ihre neu geschaffene Materialität zu einzigartigen Produkten.

Frisch aus der Maschine kommen unsere Duplex-Musterkarten. Ein gutes Dutzend verschiedener Designpapiere vom Gmund wurden von fleißigen Händen geduplext; bei der Arbeit mit solchen vielfältigen und haptisch attraktiven Feinstpapierqualitäten fragt man sich, warum man Papier nicht viel intensiver und kreativer in Entwurfsprozesse einbezieht.

Identische Papiere oder gar drei Schichten miteinander zu verbinden kann je nach Projekt und Budget ebenfalls eine reizvolle Idee sein.

Zwei Farben aus der Kollektion Bier-Papier beweisen es: Pils und Bock passen zusammen. Zum Wohl!

Schwarzweiß

Wenn ich nur eine Druckfarbe auf eine einsame Insel mitnehmen dürfte – es wäre schwarz. Ein bewährtes Rezept vom Typ »gelingt immer« lautet: Eine gute graphische Form, schwarze Farbe und schönes Papier. Hier ein paar Beispiele der letzten Zeit …

Letterpress-Geschäftskarten für Maniacs

Immer wieder staune ich, welchen hohen Stellenwert die gute alte Visitenkarte selbst bei IT- und Web-Profis hat. Letterpress ist dabei die First Class, aber manche Reisende wünschen sich in der ersten Klasse zusätzlich noch den Reiz der außergewöhnlichen Individualisierung. Der Dresdner Softwareunternehmer Florian Braunschweig konfrontierte Letterjazz mit einer reizvollen Anfrage, über deren Realisierung ich einen Moment lang nachdenken musste, bis die richtige Umsetzungsstrategie klar war. Aber der Aufwand lohnte sich, denn das Design von Peter Hofacker machte wirklich Lust auf das Projekt.

Zunächst wurden die farbig-flächigen Design-Elemente beim Offset-Partnerbetrieb auf Baumwollkarton gedruckt; schön smooth sollte das Erscheinungsbild sein.

Offsetdruck
Mit der vierten Farbe – für die Typografie unten – kam dann Letterpress ins Spiel.Letterpress-Visitenkarte maniaclabs by LetterjazzAnschließend wurden die Offset-gedruckten Elemente passgenau blind überdruckt und in der gleichen Form noch eine Fläche als zusätzliches 3-D-Designelement eingeprägt …Letterpress-Visitenkarte maniaclabs by LetterjazzEin separater Bogen (roter Feinstkarton) erhielt noch die Bildmarke per Letterpress in reinem Pantone Transparent White – die Papierfarbe wird so dezent abgetönt.Duplexkarton: ja – aber bitte nicht von der Stange; nach dem Drucken kaschieren fleißige Hände beide Teile passgenau zusammen (Bild: Beleimen des Bogens). Papierfarbe und rote Druckfarbe (Frontseite) wurden natürlich aufeinander abgestimmt.Letterjazz – Bogen beleimen und kaschieren Im Ergebnis erhält man Prachtstücke mit 600 g/qm Flächengewicht.maniaclabs VisitenkartenDer Gesprächspartner, der am Ende so ein Exemplar bekommt, dürfte sich geehrt fühlen.Letterpress-Visitenkarte maniaclabs by Letterjazz

Letterpress trifft Lettering

Nachdem ich via myfonts eine Schrift des Labels LiebeFonts gekauft habe, kam es nach einer anerkennenden Mail an die Berliner Designerin und Illustratorin Ulrike Wilhelm zu einem erfreulichen Austausch mit dem Ergebnis, dass man doch die Lettering-Künste mit den Letterpress-Freuden kombinieren müsse.

Lettering bedeutet Schrift von Hand zu zeichnen, nicht zu verwechseln mit kalligraphischem Schreiben, auch wenn es Berührungspunkte zwischen Lettering und Kalligraphie geben mag. Der Begriff kommt eigentlich aus der Beschriftung von Comics, steht aber heute für meist aufwändige Typo-Illustrationen, die häufig zum Beispiel in der Magazin- und Plakatgestaltung oder für Musik-Artworks eingesetzt werden.

Ulrike Wilhelm hat die Letterjazz-Wedding-Collection um zwei illustre Designs bereichert und sich selbst inzwischen eigene Letterpress-Kärtchen gegönnt.

Nach der Arbeit auf Papier …
folgt die Digitalisierung und Reinzeichnung …

um anschließend via Filmbelichtung, Herstellung eines photopolymeren Klischees und Druck (Letterpress) wieder zu Papier gebracht zu werden:

Klein, aber Day-Glo

Letterpress-Visitenkarten machen Spaß. Besonders, wenn Sie klein und frech sind und auf das übliche Diplom, Telefon, Fax et cetera verzichten. Webentwickler Andreas Dölling war einverstanden, dass wir etwas Quellcode in seine Geschäftskärtchen einfügen; auf Druckfarbe wurde dabei gänzlich verzichtet. Der „Content“ dagegen tut es Rettungswagen gleich und buhlt farblich um Aufmerksamkeit, was sich fotografisch jedoch hier kaum darstellen lässt.

Die Pantone-Day-Glo-Druckfarbe ist Schuld daran. Dose aufhebeln, Farbe einlaufen lassen, drucken und staunen. Auch andere Leucht-Farbtöne stehen zur Verfügung, man findet sie ganz hinten im Farbfächer.

Selbst Tests auf meinem braunen 1-mm-Lieblingskarton ließ die eigentlich lasierende Farbe nicht optisch absuppen. Auf die Day-Glo-Erleuchtung weiterer Projekte freue ich mich schon …